Am 27.02.2020 diskutierte der Landtag von Sachsen Anhalt über einen Antrag der Fraktion Die Linke, den 8. Mai 2020 in Erinnerung an den Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Deutschland als „Tag der Befreiung“ vom Nationalsozialismus als Gedenk- bzw. Feiertag zu begehen. Im Antrag heißt es dazu:
Der 8. Mai soll daher in der Öffentlichkeit als „Tag der Befreiung“ vom Nationalsozialismus mit einem Gedenk- bzw. Feiertag verankert werden. Der Landtag spricht sich dafür aus, den in diesem Jahr bevorstehenden 75. Jahrestag der Befreiung als einen öffentlichen Gedenktag zu begehen.
Die Linke fordert die Landesregierung auf, sich für eine Einführung als bundesweiten Feiertag einzusetzen, und bittet um Ausrichtung eines Gedenkaktes am 08.05.2020 im Magdeburger Landtag.
Der Antrag wurde nach Debatte in die verschiedenen zu beteiligenden Ausschüsse und in den Ältestenrat verwiesen.
Während der Debatte sprach der Innenexperte Sebastian Striegel von Bündnis 90/Die Grünen. Sebastian Striegel gehört mit verschiedenen anderen Abgeordneten zu den Hauptgegnern der AfD im Landtag. Die diskussionsfreudigen AfD-Angeordneten nutzen gern die Möglichkeit der Fragestellung und Kurzintervention im Anschluss an seine Beiträge. Neben dem Fraktionsvorsitzenden der AfD, Oliver Kirchner, meldete sich Alexander Raue, AfD-Landtagsabgeordneter aus Halle mit Direktmandat, der zu den Erstunterzeichnern der „Erfurter Resolution“ gehört, die zur Bildung der von B. Höcke angeführten AfD-Plattform „Der Flügel“ führte.
Die Einlassungen des Herrn Raue, als Frage formuliert, als Propagandastück ausgeführt, wurde vom Parlaments-TV aufgezeichnet.
Die Einlassung des Herrn Raue transkribiert, die in Klammern angegebenen Zahlen sollen die Zuordnung in der Textanalyse vereinfachen.
(1) Sehr geehrter Herr Striegel, wir haben es tatsächlich mit einer Debatte zu tun, die sehr diffizil ist.
(2) Auch das Wort Befreiung ist an dieser Stelle für den einen tauglich, für den anderen nicht.
(3) Ich möchte Sie an dieser Stelle mal mit ein paar Zitaten beglücken, vom Herrn Eisenhower, (4) der war, wie Sie wissen, 34. Präsident der USA, in Zeiten des Zweiten Weltkriegs, und er sprach, (5) auch schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg, folgendes Zitat:
(6) „Gott, ich hasse die Deutschen.“
(7) Und dann: „Unser Hauptziel war die Vernichtung von so vielen Deutschen wie möglich.“
(8) „Deutschland wird nicht besetzt werden zum Zweck der Befreiung, sondern als besiegte Feindnation.“
(9) „Wir kommen nicht als Befreier, wir kommen als Sieger.“
(10) „Ich verabscheue es, mich bei den Deutschen entschuldigen zu müssen.“ (11) Und ich will noch dazu sagen: Herr Churchill träumte schon als junger Mann, lange vor dem Zweiten Weltkrieg, von so vielen brennenden deutschen Städten wie möglich, auch das ist, können Sie selbst nachlesen, (12) und genau das führte dann im Zweiten Weltkrieg die Royal Air Force mit vielen deutschen Städten durch, (13) und zwar vernichteten sie nicht die deutsche Industrie, (14) sondern bewusst die deutsche Bevölkerung, und, als letzter Satz, Frau Präsidentin, (15) sie vernichten – bitte nur diesen Satz, weil der ist ganz wichtig, sie befreiten viele deutsche Väter von ihren Familien.
(1) Die diffizile Debatte
Der Begriff „diffizil“ bedeutet laut Duden in diesem Zusammenhang „schwierig, nicht leicht [zu bewältigen]; peinliche Genauigkeit fordernd; kompliziert“.
Diesen Merkmalen wird die Einlassung des Herrn Raue nicht gerecht. Weder wird in seinen Ausführungen ein Argument gegen ein anderes abgewogen, noch verschiedene Perspektiven eingebracht. Er fügt tatsächlich Lügen und Halbwahrheiten zusammen, die in den Bereich der ideellen Erinnerungsorte des deutschen, sich auf den Nationalsozialismus berufenden Rechtsextremismus gehören.
(2) Der Begriff der Befreiung
Dass der Begriff für den einen tauglich sei, für den anderen nicht, ist als Feststellung eine Binsenweisheit. Man kann, anders als Herr Raue, den Begriff „Befreiung“ auch als Gegner des Nationalsozialismus aus guten Gründen ablehnen, soweit er sich auf die Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft des Deutschen Reiches bezieht, um den Unterschied zwischen den vom NS profitierenden Mehrheitsdeutschen von der Minderheit der überlebenden Opfer des Regimes zu bewahren. Der Begriff „Befreiung“ ist immer vom jeweiligen Kontext abhängig; der Kontext muss verdeutlicht werden.
Für Herrn Raue geht es hier um eine nicht-diffizile Überleitung zu seinem Thema.
(3) (4) Eisenhower
Dwight D. Eisenhower, auch unter Ike bekannt, war der 34. Präsident der USA, wie Raue behauptet, auch in Zeiten des Krieges. 1953 gewählt, fiel in seine Amtszeit der Koreakrieg von seinem Vorgänger ererbt, von Eisenhower beendet.
Aber Raue behauptet tatsächlich, Eisenhower war US-Präsident während des Zweiten Weltkrieges, und das ist falsch, wie bereits Schulkinder wissen. Der damalige Präsident war Franklin D. Roosevelt, der am 12. April 1945 überraschend an einer Hirnblutung starb, und auf den der vormalige Vizepräsident Harry S. Truman folgte.
Aber in der Erzählung des Herrn Raue eignet sich diese Lüge, um Eisenhower zunächst eine Verantwortung zuzuweisen, die er nicht trug, um anschließend absurde Anschuldigungen zu erheben.
Stellen wir fest: Herr Raue lügt.
(5) (6) Eisenhower – Der Deutschen-Hasser
Das Zitat „Gott, ich hasse die Deutschen“ ist belegt, es entstammt einem Brief an seine Frau Mamie aus dem September 1944. Zu dieser Zeit war Ike Eisenhower Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Nordwesteuropa, er leitete im Juni 1944 die Eröffnung der von Stalin lange geforderten zweiten Front, die verlustreiche Landung der alliierten Truppen in der Normandie.
Im August 1944 hatte er seiner Frau geschrieben [1]:
»Jeder Sieg ist süß, aber das Kriegsende wird erst erreicht sein, wenn wir die Hunnen vollständig geschlagen haben.«
Am 19. September schreibt er dann [2]:
»Wir müssen noch viel erleiden. Mein Gott, ich hasse die Deutschen.«
Das erste Zitat betrifft Äußerungen in der US-amerikanischen Presse, wonach der Sieg über NS-Deutschland unmittelbar bevorstünde, Eisenhower schätzt die Lage anders ein. Die Bedeutung des zweiten Zitats, von Raue unvollständig wiedergegeben, bezieht sich auf die Tatsache, dass die Wehrmacht trotz einer aussichtslosen Situation erbitterten Widerstand leistet, was zu amerikanischen Verlusten führt. Der im zweiten Satz geäußerte Unmut über die Deutschen hat im Text eine unmittelbare Wirkbeziehung zur Feststellung, dass die amerikanischen Streitkräfte noch viel zu erleiden hätten.
Die Behauptung des Herrn Raue, das Zitat wäre „schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg“ geäußert worden, ist eine Lüge. Die Auslassung des vorhergehenden Satzes aus der Korrespondenz mit seiner Frau führt zu einer dekontextualisierten Falschbehauptung.
(7) Das Hauptziel
Die Quelle des Zitats „Unser Hauptziel war die Vernichtung von so vielen Deutschen wie möglich“ kann ich lediglich durch eine Quelle nachweisen. Ea handelt sich um einen weiteren rechtsextremen Blog, der als Quelle in Fußnote 19 einen weiteren Blog angibt: Den des Honigmannes, der inzwischen aus guten Gründen eingestellt wurde.
Das weitere Umfeld des Zitats im Blog: antisemitisch.
Eigener Screenshot, 29.02.2020
Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um ein weiteres Falsch- oder dekontextualisiertes Zitat. Herr Raue verbreitet es offenbar ohne Quellenprüfung.
(8) Befreiung und „Feindnation“
Im April 1945 erlässt die US-amerikanische Regierung die Direktive an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland (JCS 1067), die spätestens mit dem 8. Mai 1945 angewendet wird. Ike Eisenhower wird mit dem Sieg über die Wehrmacht Militärgouverneur in der amerikanischen Besatzungszone und Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen in Deutschland. Damit ist Eisenhower die Person, die die Direktive JCS 1067 zuallererst anzuwenden hat, und die die Anwendung selbstverständlich auch bei den US-Truppen durchsetzen muss.
Die Bedingungen der Direktive sind für die geschlagenen Deutschen hart, und sie wurden bereits 1944 im Kreis der Alliierten unter Beteiligung der Sowjetunion ausgehandelt: So wurden z.B. die Höhe der von den Deutschen zu leistenden Reparationen festgelegt.
Eisenhower selbst lockerte einige der Bestimmungen der Direktive, etwa in Bezug auf das Verbot der Fraternatisierung mit den Deutschen und die Verteilung von Lebensmitteln: Eisenhower ließ zusätzliche 400.000 Tonnen verteilen, während die Briten für ihre Besatzungszone Lieferungen des Roten Kreuzes mehrfach ablehnten.
Die Direktive JCS 1067 wurde 1947 abgelöst, nachdem sie zuvor nicht mehr vollständig angewendet wurde, ohne die neuen Bedingungen mit der Sowjetunion zu beraten. Der kalte Krieg spaltete die einstmals Alliierten in Ost und West, und diese Entwicklung hatte bereits früh eingesetzt: Unter Federführung der Briten arbeiteten hervorragende Filmleute im Sommer 1945 an einem Dokumentarfilm über die Greuel der NS-Arbeits- und Vernichtungslager, der im Zuge der Entnazifizierung in Deutschland gezeigt werden sollte. Bereits im Herbst 1945 waren die Arbeiten von den Briten eingestellt worden; die Deutschen wurden als Verbündete gebraucht, so dass die Briten von der Entnazifizierung Abstand nahmen.
Die Direktive [12] regelt unter Nummer 1. zunächst die Zuständigkeit:
Diese Direktive ergeht an Sie als den Kommandierenden General der Besatzungstruppen der Vereinigten Staaten in Deutschland.
Angesprochen ist also tatsächlich Eisenhower.
Unter Punkt 4 „Grundlegende Ziele der Militärregierung in Deutschland“ heißt es dann unter b):
b) Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat.
Der Abgeordnete Raue hat wie folgt zitiert:
„Deutschland wird nicht besetzt werden zum Zweck der Befreiung, sondern als besiegte Feindnation.“
Es ist ziemlich eindeutig, dass er hier die Direktive zitiert. Er gibt damit nicht Eisenhower wieder, er legt Eisenhower die Worte seines Vorgesetzten in den Mund. Das macht aber erst dann Sinn, wenn man Eisenhower die Verantwortung für die Direktive übertragen kann, wenn er also amerikanischer Präsident wäre. Deshalb lügt Raue zu Beginn: Damit die Propaganda funktioniert, muss Ike eben Präsident und Oberbefehlshaber für den Herrn Raue sein.
Halten wir fest: Herr Raue lügt.
(9) Befreier und Sieger
Das hier von Raue angegebene Zitat „Wir kommen nicht als Befreier, wir kommen als Sieger“ ist der Mühe einer tieferen Untersuchung nicht wert, handelt es sich doch um eine Variation des Zitates zuvor. Folgt man verschiedenen Berichten über das Kriegsende, findet man Erzählungen zu Plakaten, auf denen sowohl in Variationen diese Zitat wiedergegeben wird, es wird auch berichtet von Formulierungen wie „Wir kommen nicht als Sieger, wir kommen als Befreier“, was allerdings zentralen Aussagen der Direktive entgegenstehen würde.
Es gilt hier das zuvor Gesagte: Es handelt sich um eine Aussage aus der Direktive, an deren Ausführung Eisenhower gebunden war. Ein solches Zitat kann Eisenhower nicht persönlich zugeordnet werden. Herr Raue dekontextualisiert, mit anderen Worten: Er lügt.
(10) Die Abscheu
Auch für das Zitat „Ich verabscheue es, mich bei den Deutschen entschuldigen zu müssen“ kann ich außer rechtsextremen und verschwörungsideologischen Blogs keine Quelle finden. Hier fehlt sogar die gegenseitige Bezugnahme, auffällig ist lediglich, dass der Text häufig unverändert per Copy and Paste Verbreitung findet.
Es ist denkbar, dass Eisenhower irgendwann einmal eine solche Aussage getätigt hat; und sie wäre sicher keineswegs ehrenrührig aufzufassen, es sei denn, man käme zu einem ähnlichen Crescendo wie der Herr Raue aus Halle. Es ist ziemlich sicher, dass Raue zu diesem Zitat keine prüfbare Quelle angeben kann.
Es sei angemerkt, dass jeder, der Eisenhower als „Antigermanisten“ darstellen möchte, weitere und besser belegte Zitate anbringen kann. Deutsche Medien zitierten 1989 gern aus dem frisch erschienen Buch „Other Losses“ des kanadischen Historikers James Bacque, der Eisenhower vorwirft, Verpflegung und Unterkunft in den Rheinweisenlagern absichtlich so schlecht organisiert zu haben, dass es in der Folge knapp eine Million tote deutsche Soldaten gegeben hätte. Heute gilt Bacque als Revisionist, denn unter der Rubrik „andere Verluste“ in den Unterlagen zu den Lagern wurden eben nicht verschleierte Todesfälle geführt, sondern auch die reguläre Entlassung von Angehörigen des Volkssturms. [9]
(11) Churchill
Raue behauptet, Churchill habe bereist vor dem Zweiten Weltkrieg davon geträumt, dass deutsche Städte brennen würden. Das Zitat könne man nachlesen, aber er gibt nicht an, woher er es hat, und die von Raue mutmaßlich genutzten Quellen, eher eine Quelle, dürften weder Vertrauen erwecken noch auf ein real prüfbares Dokument verweisen.
Variationen der in indirekter Rede angegebenen Wörter führen zu keinem Suchergebnis. Überraschend ist das nicht: Churchill war ein entschiedener Gegner der Deutschen während des ersten und zweiten Weltkrieges, aber ansonsten auf Ausgleich bedacht [3], auch wenn ihm die deutsche Sprache und Kultur fern waren und blieben. Dass von ihm Aussagen wie „Wir werden Deutschland zu einer Wüste machen, ja zu einer Wüste“ überliefert sind, darf den Umständen des erbittert geführten Zweiten Weltkriegs zugerechnet werden, der das Vereinigte Königreich bedrohte wie wohl kein Krieg zuvor.
Ohne an dieser Stelle weiter auf die anglo-amerikanischen Flächenbombardements einzugehen, das Fehlen ausreichender britischer Landstreitkräfte, die sowjetischen Forderungen nach militärischer Entlastung, vor allem aber die deutschen Bombardements, die so gefeiert wurden, dass im deutschen NS-Rundfunk allen Ernstes der Begriff „coventrisieren“ die Runde machte, den Vernichtungskrieg, Shoah und Pojaramos, darf eingeschätzt werden, dass es zu diesem behaupteten Zitat, mit dem Churchill zu einer pathologisch mordlüsternen Gestalt würde, keine seriöse Quelle gibt.
(12) (13) (14) Die Vernichtung der Deutschen
und genau das führte dann im Zweiten Weltkrieg die Royal Air Force mit vielen deutschen Städten durch, (13) und zwar vernichteten sie nicht die deutsche Industrie, (14) sondern bewusst die deutsche Bevölkerung
Nachdem Raue den britischen Politiker Churchill zunächst als blutlüsternen Mordgesellen darstellt, der bereits von dem Zweiten Weltkrieg von brennenden deutsche Städten geträumt habe, folgt hier nun die eigentliche Spitze seiner Darstellungen: Dass die britische Luftwaffe nicht die deutsche Industrie vernichtet habe, sondern bewusste die deutsche Bevölkerung. Worauf Raue abhebt, ist das sogenannte moral bombing, das sich gegen deutsche Wohnviertel richtete und die Deutschen demoralisieren sollte, den Arbeitskräfteeinsatz in der Rüstungsindustrie verringern und die Unterstützung für den NS brechen sollte. Das moral bombing selbst ist umstritten, aber die Bombenangriffe, denen die deutschen vorausgegangen waren, waren keine alleinige Sache der Briten. Die generellen Ziele wurden unter den Aliiierten verhandelt (Casablanca-Konferenz, Combined Bomber Offensive), nach Kriegseintritt der USA flogen getrennte und gemeinsame Verbände in einer Tag- und Nachtstrategie, und vor allem ist es eine historische Lüge, dass keinerlei Industrieziele angegriffen wurden. Man muss dazu kaum argumentieren, die Fakten sind bekannt, die Zerstörung vieler Bahnhöfe spricht ebenso gegen Raue Behauptung wie die Tatsache, dass das Deutsche Reich, das seit 1943 dabei war, den Krieg zu verlieren, Rüstungsbetriebe unter die Erde verlegte, vor allem in Thüringen, das sich so gewissermassen zur „Bergfestung“ entwickelte, während die Alpenfestung keine Rolle spielte.
Wenn Raue also behauptet, die Briten hätten keinerlei Industrie im Deutschen Reich bombardiert, sondern ausschließlich Wohngebiete, weil Churchill schon vor dem Zweiten Weltkrieg von brennenden deutsche Städten geträumt habe, also eine Ursache-Wirkungs-Beziehung aufstellt, stellt sich die Frage, wie es denn dazu kam, dass Churchill die ihm unterstellte Neigung so überraschend ausüben konnte. Das ist der missing link in seiner Darstellung. Eine lapidare Feststellung der Art, Hitler und die seinen hätten den WW II begonnen und so Churchill ermöglicht, die ihm unterstellte Neigung auszuleben, würde Churchill immer noch rechtfertigen. Raue spricht es nicht aus, aber der gesamte Unsinn, den er skizziert, macht nur dann Sinn, wenn man NS-Deutschland von der Schuld am Zweiten Weltkrieg entlastet und behauptet, andere Staaten hätten ihn begonnen – oder in einer Art und Weise eingefädelt, die Hitler keine andere Möglichkeit mehr ließ, als den WW II präventiv zu beginnen.
Nähern wir uns einem anderen sprachlichen Aspekt. Raue verwendet das Verb „vernichten“ im Zusammenhang mit den britischen Bombardements. „Vernichten“ ist allumfassend, als Begriff uferlos. Die „Vernichtung der Deutschen“ wäre also ihre Auslöschung.
Der Begriff hat in der Geschichte des NS eine klare Bedeutung. Als Hilter am 30. Januar 1939 seine Rede zum Jahrestag der NS-„Machtergreifung“ hielt, hat er eine grausame Absicht ausgesprochen, die er später in die tat umsetzen ließ. Er sagte:
„Ich bin in meinem Leben sehr oft Prophet gewesen und wurde meistens ausgelacht. In der Zeit meines Kampfes um die Macht war es in erster Linie das jüdische Volk, das nur mit Gelächter meine Prophezeiungen hinnahm, ich würde einmal in Deutschland die Führung des Staates und damit des ganzen Volkes übernehmen und dann unter vielen anderen auch das jüdische Problem zur Lösung bringen. Ich glaube, daß dieses damalige schallende Gelächter dem Judentum in Deutschland unterdes wohl schon in der Kehle erstickt ist. Ich will heute wieder ein Prophet sein: Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in- und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann würde das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.“
[4]
Man kann das nicht klar genug sagen: Raue setzt die britischen Bombardements der Shoah gleich. Die britischen Bombardements waren eine Kriegshandlung infolge des vom Deutschen Reich ausgehenden Zweiten Weltkrieges, der von den Deutschen spätestens mit dem Überfall auf die Sowjetunion ein weltanschaulicher Vernichtungskrieg wurde, der den Rahmen für die „Endlösung der Judenfrage“ gab.
Die von Historikern anerkannte Zahl deutscher mutmaßlich ziviler Opfer der Bombardierungen liegt bei etwa 600.000 Personen [5]. Dem stehen nicht nur 6 Millionen ermordete jüdische Bürger gegenüber, 500.000 Sinti und Roma, sondern auch Millionen Kriegstote, für die niemand anders als der Nationalsozialismus verantwortlich ist.
Halten wir fest: Raues Behauptung, die Briten hätten ausschließlich die deutsche Bevölkerung „vernichtet“, ist eine Lüge. Diese Lüge soll die nationalsozialistischen Verbrechen relativieren.
(15) Die Väterbefreiung
Am Ende wird es ganz absurd. Nach Falschbehauptungen und Revisionismus versucht sich Raue an einem Sprachspiel, indem er behauptet, die Briten hätten „viele deutsche Väter von ihren Familien befreit“. Weil er hier nicht das angemessene Verb verwendet (wen man ihm folgen wollte), dass Familien getötet worden seien, sondern stattdessen „befreien“ verwendet, gibt er dem Verb befreien den Sinn von töten. Die Befreiung – für Raue ist sie also nichts anderes als Mord an deutschen Familien, und das ist erst einmal vollkommen unsinnig, weil mit dem 8. Mai 1945 die alliierten Bombardements endeten.
Die Zahl der im Zweiten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten wird auf 5,3 bis 6,6 Millionen geschätzt [6]. Denen stehen 600.000 Todesopfer der Bombardierungen gegenüber. „Viele deutsche Väter“ waren in der Wehrmacht, die Anzahl der Gefallenen liegt beim zehnfachen der dich Bomben getöteten Zivilisten. Es ist also offenkundig vollkommen anders herum: Der Zweite Weltkrieg hat den Familien die Väter genommen, und das hat niemand anders zu verantworten als jene, die die Nationalsozialisten unterstützten und an die Macht brachten und ihr Regime trugen, einschließlich der hörigen Mitglieder der Volksgemeinschaft.
Die Behauptung von Raue ist unsinnig und propagandistisch; sie stellt eine Relativierung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und ihrer Verbrechen dar.
Das Smartphone im Parlament
Raue ist nicht der einzige Abgeordnete im Magdeburger Landtag, der im Plenum ein Smartphone als Hilfsmittel benutzt. Offenbar wollte er die behaupteten Eisenhower-Zitate exakt vortragen, vielleicht hat er ein schlechtes Gedächtnis, was dadurch belegt würde, dass er das behauptete Churchill-Zitat nur in nichtwörtlicher Rede wiedergeben konnte, weshalb er dann die Behauptung anfügte, man könne das nachlesen.
Wenn er einen seiner Mitarbeiter gebeten haben sollte, ihm doch schnell mal die Zitate zusammenzufügen, der Mitarbeiter hätte nicht lange suchen müssen, den sie sind fester Bestandteil jener Szene, in der der Nationalsozialismus einen guten Ruf genießt, seine Verbrechen geleugnet werden, imaginäre Erinnerungsorte an die Volksgemeinschaft geschaffen werden, die es real nie gab, und in der schließlich Juden die Schuld an allen Übeln tragen.
Hier finden wir die Zitate wortwörtlich so, wie sie von Raue vorgetragen wurden:
Man findet die Zitate auf einschlägigen rechtsextremen und verschwörungsideologischen Websites wie dieser hier, mal als Beitrag, oft in den Kommentaren, hier wort- und interpunktionsgleich zum vorhergehenden Beispiel:
Eigener Screenshot, 29.02.2020
Man findet die Fake-Zitate in einem antiamerikanischen Pro-Putin-Pamphlet, das man bei amazon erwerben kann. Hier hat der Autor die Einzelzitate sogar zu einem Ganzen zusammengefügt, die Fußnote verweist auf einen rechtsextremen Blog.
An verschiedener Stelle werden die Eisenhower-Zitate in den noch fehlenden, entscheidenden Zusammenhang gebracht. Hier wird das jiddische Wort Goyim eingefügt, um Eisenhower als Juden zu kennzeichnen, der er nicht war. Man beachte die Formulierung „für euch“, das ist die Andeutung der Verschwörungsideologie einer „jüdischen Weltverschwörung“.
Und natürlich wird Eisenhower darauf folgend noch weiter charakterisiert, auf Blogs wie in diesem Pamphlet über die „Rothschildverschwörung“, als Jude, und da sich an ihm nichts Jüdisches finden lässt, als „Kryptojude“ (hier ohne Nachweis, lässt sich aber einfach im Web finden).
Jeder, der sich auf die Gesamtheit der angeblichen Eisenhowerzitate einlässt, gerät über kurz und ohne jedes „oder lang“ in den antisemitischen Sumpf jener Leute, denen die zwölf Schreckensjahre des Tausendjährigen Reichs zu kurz geraten sind. Und neben dem Geschichtsrevisionismus, den Raue offenbart, gibt es auch bei ihm Anklänge: Wenn die Kriegshandungen der Alliierten nach Raue dazu dienten, das deutsche Volk „zu vernichten“, muss im Umkehrschluss gelten, dass die vom NS betriebene Vernichtung von Juden, Sinti, Roma, Behinderten, osteuropäischer „Untermenschen“ und weiterer nicht so schlimm gewesen sein kann. Sonst hätte es von Raue zumindest den Versuch einer vorgeschobenen Relativierung der Art „Was die Nazis gemacht haben, war schlimm, aber was können die Deutschen dafür, hier ein paar Zitate…“ gegeben.
Es war die AfD-Fraktion, die in einer parlamentarischen Debatte zum Terrorakt von Halle gegen die dortige Synagoge immer wieder betonte, wie sehr sie doch gegen den Antisemitismus kämpfen würden, man habe schließlich die Jüdische Gemeinde Magdeburg angeschrieben und eine Kooperation angeboten. Die hat die Jüdische Gemeinde abgelehnt, und ich meine, aus guten Gründen. Ein Mitglied der AfD-Fraktion etwa hatte bereits 2018 auf einer AfD-Veranstaltung erklärt, der Zentralrat der Juden in Deutschland arbeite mit anderen daran, durch Migration das deutsche Volk abzuschaffen [10]. Der Mann hat später ernsthaft im Landtag erklärt, das wäre keine antisemitische Aussage, sondern eine rationale Beurteilung des Tagesgeschehens.
Ein weiteres Afd-Mitglied, Stadtrat in Halle, der Mitarbeiter von Raue sein soll, war Teilnehmer eines Stammtisches, an dem er antisemitische Verschwörungsideologien verbreitete, wie Medien berichteten, hier der MDR:
Zuletzt machte die ZDF-Sendung „Frontal“ am 13. November 2019 ein Video von 2016 publik, das zeigt, wie Schmidt antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet. Darin sagte er in Bezug auf die Anschläge vom 11. September 2001, an diesem Tag sei „kein wichtiger Jude am Arbeitsplatz“ gewesen. Es habe für die Juden eine Warnung gegeben. „Es ist jetzt noch nicht wirklich bestätigt, ob da kein Jude gestorben ist in den Türmen, aber zumindest keiner von den ganz Wichtigen. Ansonsten hat man einfach ein paar über die Klinge springen lassen, um die Statistik nicht allzu auffällig zu gestalten […] Jetzt ist die Frage, was ist das Hauptproblem, wer ist der Hauptfeind?“
[7]
Schmidt ist auch Reichsbürger, Mitbegründer extrem rechter Montagsmahnwachen in Halle, und er verlor die AfD-Mitgliedschaft und ein kommunales Aufsichtsratmandat [8], wird aber noch immer von der Stadtratsfraktion der AfD Halle beschäftigt. Personell verantwortlich für Schmidt, so heißt es immer wieder im Landtag von seiten der AfD: Raue. Der hatte im Landtag nach dem Aufkommen der Vorwürfe gegen Schmidt tatsächlich einen Ehrenerklärung für den Mann abgegeben.
Zum derzeitigen Stand der Affäre Schmidt wurde der Fraktionsgeschäftsführer der AfD befragt, und seine Ausflüchte sind erhellend, wenn man bedenkt, dass seither vier Monate vergangen sind. Es war Farle, der in seinem Debattenbeitrag das Thema aufgeworfen hatte.
Wesentlich ist, dass Farle viel zu sagen hat, um nichts zu sagen (und dabei den Ostbeauftragten der Bundesregierung zu dem der CDU macht). Dass ihm der Ruf der AfD eine Herzenssache sei, wenn es um Verschwörungsideologie und Antisemitismus geht, ist aus seinem Schwadronieren nicht zu erkennen. Warum auch? Die antisemitische Behauptung des Abgeordneten Tilschneider, die Äußerungen des Donatus Schmidt, schließlich die Zitate des Herrn Raue haben immer erst dann Konsequenzen, wenn allzu offensichtlich, wenn allzu großer Druck, und damit häufig genug keine.
Doch man stelle sich vor, die AfD-Fraktion säße tatsächlich mit der jüdischen Gemeinde zusammen, und Tillschneider würde erklären: „Euer Zentralrat beteiligt sich an der Abschaffung des deutschen Volkes.“ Schmidt würde erklären (das Ersuchen stammt aus dem Jahr 2018): „Die Kites im WTC erhielten den JewCall, aber mit Ihnen möchten wir gegen den Antisemitismus kämpfen.“ Raue würde sagen: „Die Briten und Amerikaner wollten damals die deutsche Bevölkerung vernichten, aber glücklicherweise ist es ihnen nur unvollständig gelungen. Wie erging es Ihnen damals?“ Kirchner würde, einer Aussage im Landtag folgend, erklären: „Ich habe jüdische Freunde in Ungarn“, und um die Ausgangssituation noch einmal zusammenfassen, würde Tillschneider ergänzen: „Ich behaupte es gibt unter AfD-Anhängern keine Antisemiten. Ich gehe sogar so weit, das es unter den heutigen Deutschen keine Antisemiten gibt. Der Antisemitismus wurde wirkmächtig in einer Zeit, die vergangen ist. Heute finden wir ihn bei den Zuwanderern aus islamischen Ländern.“
Kein Teil der vorangegangenen Fiktion ist aus der Luft gegriffen, alle haben einen realen Hintergrund. Es lässt sich nur mutmaßen, wie es in diesen Leuten denkt, aber wenn Raue Donatus Schmidt mit einer Ehrenerklärung verteidigt, wenn die Äußerungen Tillschneiders hingenommen werden, wenn niemand aus dieser Fraktion an der Zitatverlesung von Raue Anstoß nimmt, dürfte ein Jurist vom sogenannten konkludenten Einverständnis ausgehen, einem stillschweigenden also, daran erkennbar, dass niemand Widerspruch äußert.
Die tiefere Bedeutung der Aufreihung vermeintlicher Eisenhower-Zitate, die Behauptung von der Vernichtung des deutschen Volkes durch die Alliierten durch den AfD-Abgeordneten hat eine tiefere Bedeutung. Die Historiker Michael Sturm und Martin Langebach schrieben über die Erinnerungsorte der Rechtsextremen und die Bedeutung des 8. Mai 1945 für diese:
Der 8. Mai als Erinnerungsort der extremen Rechten repräsentiert zu großen Teilen nicht die Erinnerungen jener „Erlebnisgeneration“, die den 8. Mai 1945 aus verschiedenen Gründen tatsächlich nicht als Befreiung wahrnahm. Er konstituiert sich vielmehr weltanschaulich. Für Nationalsozialisten war die Kapitulation, die auf den totalen Krieg folgende totale Niederlage, ein traumatisches Ereignis, das sich fortsetzte, als die extreme Rechte der Nachkriegszeit realisierte, dass es – anders als nach dem Ersten Weltkrieg – keine „nationale Wiedergeburt“ geben würde. Stattdessen distanzierten sich weite Teile der Bevölkerung mit zunehmendem zeitlichem Abstand zum „Dritten Reich“ und der „Tragödie von ’45“ von nationalistischen und nationalsozialistischen Vorstellungen.
Aus der Perspektive der extremen Rechten wurde der Zweite Weltkrieg von den Alliierten geführt, um Deutschland und das deutsche Volk zu vernichten. Die Kapitulation, die folgende Besetzung mit ihren Konsequenzen und vor allem die heutige Erinnerungskultur der Bundesrepublik, die den 8. Mai als Tag der Befreiung deutet, werden als Beweise für dieses vermeintliche Vorhaben angesehen, das im Übrigen noch nicht vollendet sei. Das „nationale Spektrum“ sah und sieht sich daher nicht nur als die einzige gesellschaftliche Kraft, die ihrer Wahrnehmung nach die „richtige“ Interpretation der geschichtlichen Verläufe hütet und dem offiziösen Bild seine Deutungen entgegenzusetzen versucht. Vielmehr bilden diese Gegenerzählungen auch für die Politik beziehungsweise für die politischen Vertreter der extremen Rechten zentrale Fixpunkte.
[11]
Kein deutsches Parlament sollte die verschwörungsideologischenl, letzten Endes auf der Ideologie des NS beruhenden Darstellungen von Raue hinnehmen.
[1], [2]: Beide Zitate nach Rolf Steininger: Von Kanzlern und Präsidenten Deutsch-amerikanische Beziehungen von Adenauer und Eisenhower bis Merkel und Trump“
[3] Im Sinne einer Einführung: https://www.spiegel.de/geschichte/churchill-und-die-deutschen-a-946593.html
[4] Siehe z.B. http://www.holocaust-chronologie.de/artikel/hitlers-drohung.html
[6] Siehe z. B. https://de.wikipedia.org/wiki/Tote_des_Zweiten_Weltkrieges#Deutschland
[9] Siehe z. B. den Artikel des Spiegel: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496345.html
oder auch den Artikel in der Zeit: https://www.zeit.de/1989/50/fuer-eisenhower-waren-die-deutschen-bestien
Beide Artikel nehmen begierig auf, was Bacquet anbietet, einschließlich des verkürzten „Gott, ich hasse die Deutschen“-Zitates. Im Zeit-Artikel findet sich auch folgende, denkwürdige Formulierung: „Ihr Gewissen beschwichtigten die Generäle mit der Tatsache, daß die alliierten Militärregierungen die Rationen für die Zivilbevölkerung auf täglich 1500 Kalorien festlegen wollten. Nur — viele Gefangene erhielten manchmal noch weniger als die KZ Häftlinge in der Endphase des Todeslagers Belsen.“
Offensichtlicher kann sich ein Autor kaum demaskieren.
Eine erweiterte Neuausgabe des Bandes erschien unter dem Titel „Der geplante Tod: Deutsche Kriegsgefangene in amerikanischen und französischen Lagern 1945-1946“ im Verlag Pour le Mérite , der zu einem Verbund gehört, dessen Geschäftsführer und Mitinhaber Dietmar Munier ist, der rechtsextreme und revisionistische Werke verlegt. Da gibt es denn Werke wie „Stalins verhinderter Erstschlag: Hitler erstickt die Weltrevolution“, „Die Ritterkreuzträger der Waffen-SS“ oder „Die deutsche Militärelite 1939-1945: Zeitgeschichte in Farbe“.
[10] Die oft auf Renaud zurückgeführte Verschwörungsideologie des „Großen Austauschs“ ist nicht neu, und daaruf kann nicht oft genug hingewiesen werden. Sie ist hierzulande nichts anderes als die Wiederkehr antisemitischer verschwörungsideologischer Glaubenssätze der 1920er und 30er Jahre. Damals waren die Antisemiten davon überzeugt, finstere Mächte, d.h. das Weltjudentum, wollte das deutsche Volk durch Vermischung auslöschen, wie es bei Ludendorff, einem der drei führenden deutschen Antisemiten immer wieder heißt, in einen „Völkerbrei“, einen „Menschenbrei“, ein „Mischvolk“ verwandeln. Zwei Auszüge mögen verdeutlichen, welche Vergangenheit die Mär vom „Großen Austausch“ hat.
Im ersten Zitat erklärt Ludendorff die „historischen“ Züge seiner Verschwörungsideologie, im zweiten das tagesaktuelle Fazit seiner Behauptungen, und er lässt dazu sogar die Freimaurer, denen er nach 1918 rastlos „hinterherforschte“, aus.
Das zweite Zitat lässt sich leicht umstellen. Man ersetze die von Ludendorff behaupteten Verschwörer durch „Globalisten“ oder „globalistische Eliten“, das Versailler Diktat durch die „EUSSR“ (herabwürdigende Verbindung von UdSSR und EU), setze den NS-verherrlichenden Begriff „Schuldkult“ ein, ersetze die Südenbockpassage durch die angebliche „Umerziehung“ nach 1945, die Weltrepublik durch die „globalistische UN“, nehme statt Gottesstaat die „Islamisierung“, und rede im letzten Satz vom „Europa der Vaterländer“. Reden mit solchen Inhalten werden bei Parteitagen gehalten, auf Wahlkampfplätzen und in den Parlamenten. Freilich, die Anhänger der These vom „Großen Austausch“ enthalten sich hierzulande eines allzu offenen Antisemitismus (in anderen Ländern nicht), aber selbst der Ehrenvorsitzende der Partei sprach im vergangenen Jahr auf einem Marktplatz von der „globalistischen Krake“, und er wird wissen, woher das Sprachbild stammt.
[11] Die BPB hat dankenswerterweise den Aufsatz zur Verfügung gestellt: https://www.bpb.de/apuz/204289/das-kriegsende-als-erinnerungsort-der-extremen-rechten?p=0
[12] http://ghdi.ghi-dc.org/sub_document.cfm?document_id=2297&language=german
Vollständiges Dokument: https://usa.usembassy.de/etexts/ga3-450426.pdf
Zur Verbindung zum Morgenthau-Plan hier: https://www.1000dokumente.de/pdf/dok_0104_mop_de.pdf